Wenn die Nacht nicht zur Ruhe kommt

Viele Menschen, mit denen ich beruflich oder privat austausche, leiden unter dem einen Problem: Sie können einfach nicht mehr richtig und tief schlafen. Die Nächte sind lang, die Gedanken laut und der Körper findet keine Entspannung. Schlaflosigkeit ist eines der häufigsten Themen, und gleichzeitig eines der am stärksten belastenden. Sie trifft uns dort, wo wir am verletzlichsten sind.

Schlaflosigkeit ist selten ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt mit uns als Person. Sie ist häufig eine Reaktion auf ein Leben, das zu viel fordert oder zu wenig Halt gibt. Der Körper schläft nicht, weil er sich schützen will. Nicht weil er nicht kann.

Warum Schlaflosigkeit entsteht

Unser Körper besitzt ein feines Stresssystem. Wenn wir tagsüber funktionieren statt zu fühlen, bleibt unser Nervensystem in Alarmbereitschaft. In der Nacht, wenn wir scheinbar zur Ruhe kommen sollten, arbeitet der Körper weiter. Er versucht uns zu warnen, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist. Genau deshalb wachen viele Menschen zu früh auf, grübeln im Bett oder liegen lange wach.

Die Gedanken kreisen dann um Sorgen Verpflichtungen oder innere Anforderungen. Wir versuchen krampfhaft einzuschlafen und genau dadurch wird der Druck grösser. Der Körper braucht Sicherheit, um schlafen zu können. Nicht Kontrolle.

Was dir helfen kann

1. Hör deinen Gedanken zu statt gegen sie anzukämpfen
Der Versuch, Gedanken zu stoppen, macht sie stärker. Sag dir lieber: Ich höre dich. Ich muss aber nicht folgen. Damit nimmst du emotionalen Druck raus.

2. Entlaste dein Nervensystem schon am Tag
Viele Menschen versuchen abends zu beruhigen, was tagsüber überlastet wurde. Kleine Inseln der Ruhe während des Tages helfen enorm. Nur zwei Minuten bewusstes Atmen können den Schlafrhythmus nachhaltig unterstützen.

3. Vermeide Selbstvorwürfe
Sätze wie Ich sollte längst schlafen erzeugen Stress. Ersetze sie durch: Ich gebe meinem Körper Zeit. Schlaf ist keine Leistung, sondern ein Prozess.

4. Schaffe ein klares Abendritual
Wiederkehrende Abläufe geben dem Körper Orientierung. Das kann Lesen sein oder eine Tasse Tee oder ruhige Musik. Wichtig ist nicht das Ritual selbst, sondern die Regelmässigkeit.

5. Hol dir Unterstützung, wenn die Nächte zu schwer werden
In der Einzelberatung schauen wir gemeinsam darauf, welche inneren und äusseren Faktoren die Schlaflosigkeit beeinflussen. Oft lösen sich Spannungen, wenn jemand endlich Raum bekommt, über das Unausgesprochene zu sprechen.

Wenn alte Muster in der Nacht auftauchen

Viele Menschen, die unter Schlaflosigkeit leiden, tragen alte Muster in sich. Muster wie immer funktionieren zu müssen oder übermässig Verantwortung zu übernehmen oder eigene Gefühle zu verdrängen. Die Nacht ist oft der einzige Moment, in dem diese Muster sichtbar werden. Nicht weil sie uns schwächen, sondern weil der Körper uns erinnert: Hier ist etwas, das Aufmerksamkeit braucht.

Mein persönliches Fazit

Schlaflosigkeit ist nicht dein Feind. Sie ist ein wichtiges Signal. Sie zeigt dir, dass dein System Unterstützung braucht und dass du dir selbst wieder näherkommen darfst. Wenn du lernst, dich selbst ernst zu nehmen, verändert sich auch der Schlaf. Nicht auf Knopfdruck, aber Schritt für Schritt.

Kleiner Impuls für deinen Alltag
Wenn du wieder einmal mitten in der Nacht nicht einschlafen kannst und dein Gedankenkarussell dreht, probiere Folgendes: Sag zu dir selbst, dass du all das, was dich beschäftigt, in ein mentales Schublädchen steckst und du dich am Morgen nach dem Aufwachen gedanklich wieder darum kümmerst. Aber nicht jetzt, da jetzt Zeit zum schlafen ist. Du wirst erstaunt sein, wie gut diese Methode nützt.

Herzlichst
Michelle
Ohana Beratung

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